Die Laufgruppe
Sonntagmorgen um 10.10 Uhr ist die Welt noch in Ordnung
Laufen ohne Wettkampfcharakter.
Dass es bei Leichtathleten auch locker und unbeschwert zugehen kann, zeigt dieser nicht ganz ernst zu nehmende Bericht der Laufgruppe, die jeden Sonntagmorgen „trainiert“:
Bevor die Freizeit-Jogginggruppe des LCS sonntags durchs Unterholz streift, haben Wildschweine, Rehe, Hasen und sonstiges Getier noch ihre Ruhe. Dann aber bricht auf Pipeline-Weg, schwarzem Weg und Walddreieck Unruhe aus.
Was Ende der 70er Jahre als hartes Training begann, ist heute eher Ausgleich für zivilisationsgeplagte Glieder. Psychologisch gesehen ist dies eine Maßnahme, das schlechte Gewissen wegen der kurz bevorstehenden Kalorienzufuhr zu beruhigen. Im Vordergrund stehen dabei mehr das gesellige Beisammensein und der Austausch von erlebten Wochenendanekdoten als die sportliche Veranstaltung. Die Strecke wird so gewählt, dass zu jeder Zeit abgekürzt werden kann und man sich trotzdem einige Ecken weiter wieder trifft. So kann man je nach Verfassung selbst die Intensität bestimmen.
Im Herbst und Winter werden jahreszeitliche bedingte Depressionen bekämpft. Dazu trägt auch der Sekt (im Winter gibt’s Glühwein) bei, der nach Zieleinlauf gereicht wird. Ein Anlass wird am Sonntag zuvor schon gefunden. So werden außer den üblichen Geburtstagen auch neue Joggingschuhe, neues Outfit, manchmal sogar neue Autoreifen, begossen. Neue Teilnehmer werden standesgemäß in die Gruppe aufgenommen.
Über die Jahre gab es auch einige Kuriositäten zu erleben. Die Highlights waren ein Heiratsantrag (…der von der Beknieten auch angenommen wurde) und das Ende einer Schwangerschaft (das Resultat ist z.Zt. das jüngste Vereinsmitglied)… also ausschließlich erfreuliche Ereignisse!
Ein spannender Moment ist regelmäßig die Umstellung auf Sommer- bzw. Winterzeit. Es wurde festgestellt, dass in manchen umliegenden Gemeinden die Uhren zum besagten Termin doch noch anders zu gehen scheinen. Mit diesem Makel müssen die Betroffenen dann mindestens bis zur nächsten Zeitumstellung leben. Ebenso muss am Stadtrand unserer Gemeinde eine Klimazone enden. Trotz hiesigen guten Wetters wird als Ausrede für das Nichterscheinen Sturm und Hagel vorgeschoben.
Vereinsintern wurde auch schon eine neue Zeiteinheit eingeführt, die nach einem erfolgreichen Vereinmitglied benannt wurde, das sich regelmäßig um die besagte Zeitspanne verspätet.
Nach den Jahren hat sich auch viel verändert … insbesondere das Körpergewicht einiger treuen Jogger.
In den letzten Jahren ist eine beruflich bedingte Fluktuation eingetreten, der man mit zu Anfang genannten Marketingmaßnahmen (Sekt) entgegen zu wirken bemüht ist. Die nachrückende Generation wird bereits an diese Institution herangeführt, indem die Mütter (die früher die fleißigsten Läufer waren), den Tross mit dem Fahrrad inklusive Kindersitz begleiten. So wird es diese Einrichtung wohl noch in absehbarer Zeit geben.